CfP: Designwissenschaftliches Kolloquium Raum für Experimente. Beispielsweise Design und Anthropologie

Symposium: 11. bis 13. Januar 2023
Ort: Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
06003 Halle (Saale), Neuwerk 7, Anbau Dachsaal
Einreichungsfrist: 24. Oktober 2022
Rückmeldung: 7. November 2022

Wir, die Designwissenschaften an der BURG, planen ein Symposion, für das wir uns Raum – und Zeit – für ein Experiment nehmen möchten: Das gemeinsame Nachdenken über und mit Design und Anthropologie.
Die Designwissenschaften beschäftigen sich mit dem Gestalten und dem Gebrauch von Arte-fakten im Allgemeinen wie im Konkreten. Doch mit Fragen des Produzierens und Konsumie-rens beschäftigen sich auch viele andere Wissenschaften, beispielsweise die Anthropologie. Mit dem Design verbindet sie unter anderem die Untersuchung der menschlichen Fähigkeit, abstrakte Ideen in gestaltete Materialitäten zu übersetzen. Wir sind neugierig auf das Nach-denken dieser Disziplin über Design und auf die produktiven Wechselwirkungen der Ver-bindung von Design und Anthropologie: Inhaltlich, methodisch, vermittelnd. Eine vermutete Nähe ergibt sich durch den Fokus auf Alltagskulturen, auf die materiell-semiotische sowie auf die materiell-sensorische Dimension der gestalteten Umwelt. Beide interessieren sich nicht nur für die kulturelle Bedeutung von Artefakten, sondern auch wie diese unsere Wahrneh-mung vorprägen und das Soziale mitgestalten. Dabei hat eine anthropologisch ausgerichtete Designforschung das Potential, den Horizont der Designwissenschaft und -praxis durch einen trans- und außereuropäischen Blick zu öffnen und so den westlich geprägten Designdiskurs um marginalisierte Positionen zu ergänzen. Methodisch verspricht die Anthropologie eine Er-weiterung des Spektrums. Durch teilnehmende Beobachtungen, Befragungen und Interviews lässt sich Wissen über vorhandene Bedürfnisse und Belange systematisch sammeln, wodurch die Kluft zwischen den Lebenswirklichkeiten von Gestaltenden und zukünftigen Nutzenden verkleinert werden könnte. Prototypen, Entwürfe und Konzepte lassen sich mit einem ethno-graphischen Methodenrepertoire in konkreten Nutzungsszenarien in situ testen. So bleiben sie offen für überraschende Momente der Aneignung: nicht-antizipierte Umnutzungen, individu-elle Anpassungen und Praktiken des Reparierens. Jenseits einer Produktion operationalisier-baren Wissens für das Design kann auch der Gestaltungsprozess selbst zum Gegenstand einer designanthropologischen Forschung werden – sowohl die Praktiken, das Wissen, die Werte von Gestalterinnen und Gestaltern als auch die Operationen, Einschreibungen und Politiken der beteiligten Dinge. Schließlich stellt sich die Frage, inwiefern die Gestaltung von Artefak-ten selbst eine Form der anthropologischen Forschung sein und sich an der Hervorbringung neuer Methoden und Herangehensweisen beteiligen kann. Hier ist das Potential einer Design-anthropologie zu diskutieren, über die Dokumentation und Analyse des Bestehenden hinaus-zugehen und sich, mithin interventionistisch, in die Bedeutungs- und Wissensproduktion einzumischen, um vielleicht ein Stück weit in die Zukunft zu blicken und Alternativen zum Status Quo aufzuzeigen.

Das Symposium ist eine Gemeinschaftsproduktion der Designwissenschaften an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Für die Tagung wünschen wir uns empirische und theoretische Beiträge an den Schnittstellen von Design und Anthropologie. Bewerbungen mit einem Abstract (max. 300 Wörter) und einer Kurzbiografie bis zum 24. Oktober 2022 bitte an:
Prof. Dr. Pablo Abend: abend(at)burg-halle.de
Prof. Dr. Veronica Biermann: biermann(at)burg-halle.de

Die PDF-Version gibt es hier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert